Wie vermarkte ich eine Radtour? Kapitel 4: Bücher und Vorträge

Vermarktung einer Radreise: Bücher und Vorträge

Ein Buch über die eigene Radtour ist nach wie vor ein Höhepunkt und kann der Vermarktung die Krone aufsetzen. Allerdings herrscht auch hier ein Überangebot an Geschichten und die Verlage sind sehr auf die Verwertbarkeit fokussiert. So sollte die Tour schon außergewöhnlich sein und der Autor über eine gute Schreibe und gutes Bildmaterial verfügen. Und am Ende gehört auch hier eine ordentliche Portion Glück dazu. Wenn man es dann geschafft hat, einen Verlag zu begeistern, sollte man sich trotzdem über die Buchverkäufe keine Illusionen machen.

 

Ist ein Buch noch zeitgemäß?

Aus meiner Sicht sind die Anforderungen an ein Buch angesichts der vielen digitalen Möglichkeiten des Storytellings sehr hoch. Und dabei ist es egal, ob es ein eBook ist, oder ein klassisch Gedrucktes. Es reicht aus meiner Sicht einfach nicht nur über seine Erlebnisse zu schreiben und die durchfahrenen Länder Revue passieren zu lassen. Ein Buch steht immer in Konkurrenz zu einem gut gemachten und multimedialen Blog, der sich permanent aktualisiert und durch Kommentare auch immer wieder ergänzt.

Natürlich werden heute auch noch Bücher gelesen und ich selbst bin absoluter Buch-Fan. Doch wenn ich mich für eine Region interessiere, eine Tour nachvollziehen möchte, Erlebnisse sehen will, dann gehe ich eher ins Internet, wo ich die Möglichkeit habe, ergänzende Videos zur Tour zu sehen, viele Bilder zu bestimmten Erlebnissen zu entdecken und weiterführende Informationen mit einem Klick erreiche. Ein Buch würde mich daher einschränken.

Fahrrad Weltführer ist das bislang einzige Buch, in dem ich mitgeschrieben habe
Fahrrad Weltführer ist das bislang einzige Buch, in dem ich mitgeschrieben habe

Aber es kommt drauf an, wie das Buch gemacht ist. Es geht hier natürlich auch um die richtige und inspirierende Schreibe. Aber es geht auch um das Machen – wie ist das Buch aufgebaut, muss ich linear lesen, oder kann ich nach Lust, Laune und Interesse auch in Häppchen genießen? Schafft es das Buch, auch digitale Inhalte „einzubinden“, mir einen größeren Horizont über das Buch hinaus zu bieten? Wie schreibe ich nicht nur einfach ein Buch, sondern schaffe etwas Kreatives und Inspirierendes, was nachhaltig Wert hat? Wie sieht die Gestaltung aus und wie werden Bilder verwendet und eingebunden?

 

Eine schöne Reise macht noch lange kein gutes Buch

Ein gutes Bild mit etwas erklärendem Text kann in einem Buch mehr sagen und mehr Stimmung rüberbringen, als viele Seiten Text. Magazine machen es ja bereits vor und erzählen ganze Reisegeschichten lediglich mit ein paar großartigen Bildern. In Büchern finden sich stattdessen immer noch Bilder, die entweder irgendwo im Text mit eingebunden sind, oder in einer Sammlung als extra „Kapitel“.

Vielleicht ist ein „Büffet-Stil“ durchaus angebrachter bei einer Erzählung über eine Radreise, als die chronologische Beschreibung und das entlang hangeln an der Route. „Büffet-Stil“ meint, den Aufbau des Buches in Kurzgeschichten, Infokapitel, Bilder-Stories. Der Leser bedient sich je nach Interesse an diesem Büffet und liest mal hier und mal da.

Auch digitale Inhalte lassen sich heute gut in einem Buch unterbringen. Vor allem wen man ohnehin einen Reiseblog geführt hat, in dem die Tour dokumentiert wurde. So bietet es sich an, mit Webcodes oder QR-Codes zu arbeiten und somit auf passende Videos oder weiterführende Erzählungen auf dem Blog zu verlinken.

Frische und Abwechslung kommt natürlich auch durch das richtige Design ins Buch. Warum muss es denn die eng beschriebene Seite sein? Das lädt nicht dazu ein, das Buch und damit das Geschriebene zu entdecken. Auch hier lohnt sich ein Blick in die Magazinwelt oder auch in Kinderbücher. Hier kann man sich Inspirationen zur Gestaltung von Inhalten und Seiten holen, damit es eben nicht eine Textwüste wird.

Auch ich bin immer wieder am Überlegen, ob ich nicht mal ein Buch schreiben soll. Das Buch zum Blog sozusagen 😉 Und wenn ich die Zeit dafür finde, dann werde ich es so machen, wie oben beschrieben.

Aber was soll der zusätzliche Nutzen und Erkenntnisgewinn für die Leser sein? Was können sie im Buch erleben, was nicht im Blog oder auf meinen sozialen Kanälen möglich ist? Ihr seht, auch vor einem Buch, oder gerade vor einem Buch, muss man sich viele Gedanken machen. Zu oft sind die Bücher aus einer Innensicht geschrieben. Hier bietet sich der Perspektiv-Wechsel an: was interessiert meine Leser? Wo liegt der Nutzwert? Kann ich bestimmte Erlebnisse und Situationen überhaupt richtig mit Worten rüberbringen, oder lass ich einfach auch mal was weg?

Vielleicht sehe ich das auch zu kritisch. Ein Buch ist etwas Dauerhaftes, Haptisches und daher auch Persönliches. Und es hat einen Wert an sich, den man heute digitalen Inhalten noch nicht (zu unrecht manchmal) zuschreibt. Daher bin ich immer neugierig und lese viele Bücher.

 

Ich verleg mich selbst

Wer ein Buch herausgeben möchte, muss nicht sein Manuskript an verschiedene Verlage schicken, in der Hoffnung es findet Gefallen. Heute hat sich der Buchmarkt erheblich demokratisiert und jeder kann Autor und Verleger in einem sein. Eigenverlag heißt das Stichwort, wobei man hier auch durchaus mit Anbietern zusammenarbeiten kann, die helfen, auch gleich entsprechend bei Amazon gelistet zu werden. Im Internet gibt es zum Thema Eigenverlag genügend Informationen.

buch-doro-fleck-kapitel-4

Dorothee Fleck zum Beispiel hat ihr Buch im Reiseliteratur Verlag herausgebracht. Ich habe mir den Verlag mal angeschaut: hier kann man seine Geschichte vorstellen und wenn sie gut ist, hat man die Chance mit diesem Verlag zusammen zu arbeiten. Zudem bieten sie über Traveldiary.de die Möglichkeit, Reiseberichte auf deren Onlineplattform hochzuladen.

Wenn man aber auf den Eigenverlag setzt, dann bieten sich Books on Demand und auch Amazon an.

Bei BOD kann man sich einfach anmelden, sein Buch erstellen und dann aus einem von vier Angeboten wählen, wie man das Buch auf den Markt bringen möchte. Dabei ist es egal, ob als eBook oder gebundenes Buch.

Bei Amazon kann man am Kindle-Direct-Publishing Programm teilnehmen. Da reicht es, eine Worddatei mit seinem Buchtext hochzuladen und Amazon erstellt daraus kostenlos ein eBook und bietet die Veröffentlichung an.

Das sind aber nur einige der Möglichkeiten, die man hat, um sein Buch oder eBook zu erstellen und zu veröffentlichen.

Wer sich weiter mit dieser Materie befassen möchte, dem kann ich die folgenden Links empfehlen:

Kristine Honig schreibt darüber, wie man als Reiseblogger sein eigenes eBook erstellen kann und welche Möglichkeiten es da so gibt.

Johannes von ebookboss.de macht seinem Namen alle Ehre und beschreibt sehr ausführlich das Thema eBooks. Mit seinen 10 häufigsten Fragen gibt er viele praktische Hintergrundinfos rund um das Projekt eigenes eBook.

 

Ein Foto ist oft eine ganze Geschichte

Es muss nicht immer Text sein. Manchmal reicht es auch, seine Geschichte mit Bildern und nur wenig Text zu erzählen und zu veröffentlichen. Entweder man erstellt dieses Fotobuch selber, zum Beispiel mit Adobe Lightroom, Photoshop oder Illustrator, oder man nutzt die bekannten Fotodienste, wie CeWe. Hier kann man dann seine Erlebnisse in Bild und Wort zusammenfassen und direkt zum Kauf oder Download anbieten.

Auch das finde ich nicht schlecht und ich bin immer wieder versucht, mal so ein Fotobuch über eine meiner Reisen zu bauen und zu veröffentlichen.

In jedem Fall ist ein Buch ein genauso großes Abenteuer, wie die Radtour an sich. Und es braucht sehr viel Vorbereitung, Reflektion und auch Leserverständnis, damit es nicht nur etwas Besonderes für Freunde und Familie ist, sondern eben auch von anderen gerne gekauft und gelesen wird.

 

Vermarktung durch Vorträge

Diavorträge gehören ja fast schon zum deutschen Kulturgut. In keinem anderen Land der Welt erfreuen sich diese Bildvorträge solch großer Beliebtheit. Vor allem in der dunklen Jahreszeit laden Reisediavorträge zum Träumen ein. Aber einen Vortrag zu halten setzt nicht nur fotografisches Können voraus, sondern auch Redegewandtheit und eine interessante Story. Einen Diavortrag muss man wie einen Film planen und sich im Vorfeld Gedanken machen, welche Bilder man braucht und welche Geschichten man erzählen will.

Vorträge zu halten heißt auch, sich mit den technischen Möglichkeiten auseinanderzusetzen und diese auch entsprechend anzuschaffen. Es gibt professionelle Präsentationsprogramme, die Bilder und Musik kombinieren. Diese setzen entsprechend leistungsstarke Rechner voraus. Zudem bedarf es eines entsprechenden Beamer, der lichtstark genug ist, in großen Räumen ein gutes und klares Bild zu projizieren.

Auch ich halte immer noch ab und zu Vorträge
Auch ich halte immer noch ab und zu Vorträge

Steht der Vortrag, fängt die Hauptarbeit an: Partner finden, Räume recherchieren und anmieten, Verträge aufsetzen, Versicherung abschließen, Einlass planen, Werbung machen, Tickets produzieren und verkaufen. Was bei ein bis drei Vorträgen noch überschaubar ist, wird bei einer Vortragstour entsprechend aufwändig. Kurz: Das Geld mit Vorträgen zu verdienen ist nach wie vor sehr schwer. Aber es ist eine tolle Möglichkeit rumzukommen und mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen.

Wer es trotzdem wagen möchte, dem bieten sich die örtlichen Volkshochschulen (www.vhs.de), Büchereien und Gemeinschaftszentren an. Auch Kirchgemeinden oder Schulen bieten gelegentlich die Möglichkeit für Vorträge. Und warum nicht mal mit seinem Vortrag in ein Altersheim gehen?

Oder beim Fahrrad-Händler um die Ecke anfragen und in dessen Räumen seinen Vortrag machen? Auch der örtliche ADFC bietet sich durchaus an, wenn man gerne einen Vortrag zeigen möchte.

Ich habe früher viele Vorträge gehalten. Mal in großen Sälen, mal in kleinen Hinterzimmern. Das war immer sehr aufwändig und anstrengend, zumal wir damals noch mit Diaprojektoren und Dia-Kästen rumgezogen sind.

Im letzten Jahr habe ich wieder mal einen Vortrag zusammengestellt und ihn bei einem Sportclub (auch eine gute Adresse für Vortragsanfragen) gezeigt. Macht schon Laune!

Die Ankündigung für meinen Vortrag in Itzehoe im letzten Jahr
Die Ankündigung für meinen Vortrag in Itzehoe im letzten Jahr

Dieser Vortrag läuft aber über PC und Beamer und meine Bilder und Videos zeige ich mittels Powerpoint. Das ist sicherlich nicht perfekt, aber es funktioniert ziemlich gut. Vor allem ist es somit sehr einfach mit seinem Vortrag von Ort zu Ort zu ziehen. Ich brauche nur meinen Laptop, vielleicht noch einen Beamer und die Werbung für den Vortrag mache ich zielgruppengenau über Facebook, meinen Blog und Twitter.

Ob man mit einem Vortrag wirklich auch Geld verdient und sich so einen Teil seiner Reisekosten zurückholt kann ich nicht beurteilen. Als ich noch größere Vorträge gemacht habe, war es eher so, dass ich Geld brauchte, um diese zu finanzieren.

Beim Vortrag...
Beim Vortrag…

Es gibt aber einige Reiseradler, die mit ihren Vorträgen gut rumkommen und für die es sich zu lohnen scheint. Wer also sich mit dem Thema Vortrag halten näher auseinandersetzen möchte, der sollte mal bei Sven Marx oder Reinhard Pantke vorbeischauen und sie befragen.

Ich persönlich finde eher die kleinen Vorträge, mit bis zu 40 Gästen, prima. Idealerweise in einem Fahrradladen. In dieser Runde kann man dann dem Vortrag lauschen, zwischendurch auch mal was fragen und die Stimmung ist wesentlich persönlicher.

 

Kapitel-Übersicht: Vermarktung einer Radreise

Das waren jetzt meine 4 Kapitel zur Vermarktung einer Radreise:

In Kapitel 1 habe ich euch grundsätzliche Gedanken zum Thema vorgestellt, erzählt, was man bei der Vermarktung über Medien beachten sollte und viele Tipps dazu gegeben, was einen guten Bericht ausmacht.

In Kapitel 2 ging es rund um das Bloggen und warum es soviel Spaß macht und was man damit erreichen kann – oder auch nicht.

Kapitel 3 war den Sozialen Netzwerken und deren Möglichkeiten gewidmet. Facebook, Instagram, Twitter und Co. bieten viele Chancen, seine Reise anders und vor allem in Echtzeit zu erzählen.

Mit Kapitel 4 habe ich dann diese Serie abgeschlossen und euch die Möglichkeiten der Vermarktung über ein Buch oder einen Vortrag erläutert.

 

Aber egal was ihr macht und wie ihr es macht: habt Spaß dabei und lasst euch nicht beirren. Auch nicht durch meine Tipps 😉

Das Schöne ist doch die inspirierende Vielfalt und über Geschmack lässt sich ohnehin nicht streiten!

 

Habt ihr Anmerkungen, Ergänzungen, Tipps oder Hinweise?

Dann rein damit ins Kommentarfeld, damit alle davon profitieren!

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1 Comment

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  1. Hi Martin,
    vielen Dank für die tollen Beiträge. Ich kann da noch viel lernen.
    Vor der Vermarktung kommt zuerst mal die Radreise, und die nimmt bei mir doch sehr viel Zeit in Anspruch 🙂

    Wie Du Deine Reise vermarktest, hängt auch von der Zielgruppe ab. Die ältere Generation hat immer noch lieber ein Buch.

    Um ein Fotoband zu veröffentlichen, muss man schon ein exzellenter Fotograf sein, wie Michael Martin zum Beispiel. Ich bin eher ein “Storyteller”. Erst kürzlich habe ich ein Buch verkauft, gerade weil nicht nur Fotos drin sind, sondern lebendige Erlebnisberichte.

    Ich habe mich auch lange mit Selfpublishing auseinander gesetzt, bin da aber nicht weiter gekommen. Über meinen Verlag bin ich sehr froh auch wenn ich auf den ersten Blick pro Buch nicht so viel bekomme, wie wenn ich es selbst in amazon stelle. Der Verlag übernahm übernimmt sehr viele Aufgaben, vom Lektorat über Druck und Vertrieb. Da ich ja immer weiter Reise habe ich keine Zeit und keine Lust mich darum zu kümmern. Und ganz wichtig ist die Vermarktung. Da bin ich eine totale Null. Besonders wenn es um mich geht. Das übernimmt jetzt auch der Verlag, das steigert natürlich die Verkaufszahlen und somit auch mein Verdienst an den Büchern.

    Noch was kurz zu Printmedien, auch Berichte in Tageszeitungen. Während meiner ersten Weltreise habe ich regelmäßig für die Zeitung meines Herkunftsortes Berichte geschrieben. Dafür bekommt man nicht viel. Als ich zurück kam und Vorträge hielt, war ich bekannt und alle wollten mich sehen. Da hatte ich dann einen Vortrag mit mehr als 800 Leuten. Da zahlt es sich dann aus.

    Ehrlich gesagt, habe ich mir gar nicht so viele Gedanken über die Vermarktung gemacht. Man muss einfach den Weg gehen, wo man sich am wohlsten fühlt. Ich mache immer noch am liebsten Radreisen. Das Schreiben und Vorträge etc. sind für mich nette Ausgleiche.

    Ich wünsche allen viel Erfolg,
    Dorothee