Noch mehr Träume: Teil 2 meiner Top 5 Reiseräder

Nach dem ersten Beitrag zu meinen Top 5 Reiserädern habe ich mich weiter nach attraktiven Reiserädern umgeschaut. Und herausgekommen sind fünf weitere Reiseräder, die ich Euch gleich vorstellen möchte.

In meinem ersten Post zum Thema hatte ich eher preislich höhere Bikes im Visier. Das ist natürlich nicht für jeden machbar. Viele Diskussionen im Radreise Forum zeigen, dass meist Räder in der Kategorie von 1.300 bis 3.000 Euro für die Reise gesucht werden.

Mein Rad auf Island an der Jökulsarlon
Mein Rad auf Island an der Jökulsarlon

Auf der Eurobike gab es einige neue Reiseräder. Und es wird immer deutlicher: Getriebeantriebe geben den Takt vor. Pinion mischt da gerade ordentlich den Markt auf und Rohloff ist fast schon Standard bei Reiserädern geworden. Zudem bestimmt gerade die Diskussion um neue Reifengrößen auch die Radreiseszene. Ob 650B oder 29 Zoll – noch dominieren 26-Zoll-Räder die Reiseradlandschaft. Aber die ersten 29-Zoll- bzw. 650B-Reiseräder tauchen auf und die Stimmen, dass 29 Zoll an Stabilität und Laufeigenschaft den 26-Zollern überlegen ist, mehren sich. Ich kann dazu noch nix sagen, aber bin gespannt, was da noch zu erwarten ist. Und vielleicht bekomme ich ja mal die Chance, eine Tour mit 29 Zoll und Pinion zu fahren.

So, nun aber los. Heute stelle ich Euch folgende Räder vor:

  • das Rennstahl 650B Reiserad
  • das Specialized Awol Deluxe
  • das Herkelmann Amerigo
  • das Patria Terra
  • die TX-400/800/1000er Modelle der VSF Fahrradmanufaktur

Rennstahl Pinion 650B Reiserad

Das Rennstahl Pinion 650B Reiserad (www.rennstahl-bikes.de)
Das Rennstahl Pinion 650B Reiserad (www.rennstahl-bikes.de)

Diese Marke kannte ich noch gar nicht. Sie ist mir erst im Rahmen der Berichterstattung rund um die Eurobike 2013 aufgefallen.

Das Rennstahl Pinion 650B kann man mit einem Wort beschreiben: Beeindruckend!

Als erklärter Stahlrohrfan ist das natürlich ein Augenschmaus für mich. Und: das Rennstahl hat Pinion und 650B Reifen und setzt damit konsequent auf die neuen Trends bei Fahrrädern. Ok, bei den Mänteln würde ich nicht auf solche Crosser gehen, sondern eher auf den Schwalbe Mondial, aber das ist Geschmackssache und eine Frage der primären Einsatzgebiete.

Besonders attraktiv finde ich die rot-eloxierten Teile, die sich klasse vom Schwarz abheben. Das trifft meinen Geschmack. ABER: mit 4.400 Euro ist das Rennstahl natürlich ein sehr hochpreisiges Rad.

In der Rohloff Version kostet das 650B dann um die 3.900 Euro. Und wer es ganz dicke hat, der darf mal bei Falkenjagd reinschauen und sich das Pinion-Titan-Reiserad Hoplit ST für knapp 6.500 Euro zu Gemüte führen…

 Specialized Awol Deluxe

specialized awol deluxe side
Das Specialized Awol Deluxe (Mit freundlicher Genehmigung von www.specialized.com)

Ebenfalls im Rahmen der Eurobike-Berichterstattung kam mir Specialized mit seinem neuen Reiserad Awol Deluxe vor die Nase. Ein sehr filigraner, aber kraftstrotzender Rahmen mit 29-Zoll-Rädern.

Um es wieder mit einem Wort zu beschreiben: Puristisch!

Das Awol (AWOL = Absent Without Official Leave) ist eher als Randonneur ausgelegt, aber man kann es sich bauen, wie man möchte. Ich finde die Rahmengeometrie sehr ansprechend; er sieht aus wie ein Panther auf dem Sprung. Zusammen mit der Rohloff-Nabe und den Avid BB7-Scheibenbremsen wirkt es sehr aufgeräumt und edel. Stilvolles Radreisen bekommt hiermit eine neue Dimension.

Das Awol Deluxe in Action kann man sich in einem Trailer schon mal anschauen: die beiden Entwickler des Awol von Specialized, Recep Yeşil und Erik Nohlin, sind mit dem Rad nach Istanbul gefahren und haben es auf Herz und Nieren getestet. Ihren Blog und viele weitere Infos findet ihr hier: http://wearegoingawol.tumblr.com

Details zum Awol Deluxe aus dem Blog http://wearegoingawol.tumblr.com (Mit freundlicher Genehmigung von www.specialized.com)
Details zum Awol Deluxe aus dem Blog http://wearegoingawol.tumblr.com (Mit freundlicher Genehmigung von www.specialized.com)

Preislich kann ich noch nix zum Rad sagen. Bei Nubuk gibt es aber das Deluxe mit Kettenschaltung zum Preis von 1.300 Euro, was ich nicht so niedrig erwartet hätte.

Was mir hier besonders gefällt, ist auch die Werbung, mit der Specialized das AWOL Deluxe kommuniziert. Wie, das könnt ihr HIER nachlesen. 

Herkelmann Amerigo

Das Amerigo von Herkelmann (www.herkelmannbikes.com/)
Das Amerigo von Herkelmann (www.herkelmannbikes.com/)

Der Schleswig-Holsteiner Bernd Herkelmann gehört zu den Handarbeitern der deutschen Fahrradszene. Hier wird noch vieles selbst gemacht und geschraubt. Mit dem Amerigo hat Herkelmann ein Reiserad im Angebot, das eigentlich ein Trekkingrad ist, in 28 und 26 Zoll verfügbar ist und mit einem guten Einstiegspreis von um die 1.500 Euro daher kommt.

Um es auch hier mit einem Wort zu beschreiben: Persönlich!

Der Rahmen ist natürlich erstklassig. Laut Herkelmann führt die besondere Rahmengeometrie (leicht angeflachte Rohre) zu einer besonderen Laufruhe des Rades, selbst vollbeladen und bei hohen Geschwindigkeiten. Wer schon mal mit 60 Sachen und Gepäck einen Berg runtergeeiert ist, weiß das zu schätzen.

Genug Transportmöglichkeiten für die große Tour (www.herkelmannbikes.com)
Genug Transportmöglichkeiten für die große Tour (www.herkelmannbikes.com)

Bei Herkelmann kann man noch viel konfigurieren und das Amerigo zu einem individuellen Rad für Touren in der Heimat oder für die Reise ans Ende der Welt zusammenbasteln. Allein beim Antrieb kann man aus Shimano Kettenschaltung, einer Rohloff oder Alfine Nabenschaltung, aber auch SRAM-Centro Schaltung auswählen. Damit ist es eines der wenigen Reiseräder, die auf SRAM setzen. Zwar gibt es da „nur“ 20 Gänge, aber die werden einen sportlicheren Fahrer begeistern. Mit SRAM fährt man zumindest ein gewisses Statement gegen den Mainstream zur Schau.

Der Wingee - finde die Idee spannend! (www.herkelmannbikes.com)
Der Wingee – finde die Idee spannend! (www.herkelmannbikes.com)

Zudem hat Herkelmann noch was sehr Spezielles: statt eines normalen Gepäckträgers gibt es hier Wingees! Das ist die Verschmelzung von Gepäckträger und Schutzblech und auf den ersten Blick sieht man es gar nicht. Und auf den zweiten Blick wirkt es nicht sonderlich stabil. Laut Herkelmann ist diese Lösung aber so belastbar, dass man sich draufsetzen könnte. Und das beweist er auch in diesem Video:

Diese Lösung finde ich ästhetischer als den direkt im/am Rahmen integrierten Gepäckträger beim ToutTerrain und in jedem Fall ist es ein Hingucker. Muss man mal ausprobieren, auch was die Belastbarkeit der Schutzblech/Wingees Befestigungsstrebe am hinteren Rahmen angeht.

Schön wäre es, wenn man noch Rahmenfarbe, Felgenmarke, LowRider und Stromversorgung beim Amerigo mitkonfigurieren könnte. Dann wäre das quasi ein Rundum-Sorglos Paket.

 Patria Terra

Das Patria Terra ist ein Klassiker und einige der mir bekannten Radreisenden fahren eines. Patria als Marke hatte für mich immer eher was Altbackenes an sich. Vermutlich aus Unkenntnis, denn ehrlicherweise hat das Terra mich überrascht.

Um es mit einem Wort zu sagen: Edel!

Screenshot Patria Terra Website
Screenshot Patria Terra Website

Elfenbeinfarben gefällt mir das Terra am besten. In der Ausstattung lässt es keine Wünsche offen: ob mit Alfine-Nabe über 30-Gang XT bis hin zu Rohloff: hier gibt es für jeden sein Terra. Allerdings setzt Patria hier, wie auch VSF Fahrradmanufaktur, durchgängig auf die Magura Bremse, was ich persönlich nicht machen würde. Bremsen sind aber ein Thema für sich. Noch bin ich überzeugter „V-Braker“, aber die Scheibe lockt. Aber auch hier nur die mechanische Bremse. Die Avid BB7 liegt bei mir derzeit vorne.

Egal, zurück zum Terra:  Patria hebt hier den CrMo Rahmen hervor und betont die breite Bereifung. Standardmäßig kommen Schwalbe Marathon Mondial zum Einsatz. Ein individuelles Merkmal des Patria Terra sind auch die beiden Ständer: einer für hinten, einer für den LowRider.

Zum Preis kann ich keine Auskünfte geben. Wenn einer von Euch hier weiterhelfen kann, gerne. Ich würde die Terras aber in der XT bei ca 2.200 Euro und in der Rohloff bei 3.100 Euro ansetzen. 

VSF Fahrradmanufaktur TX-400/800/1000

Das TX-400 mit Kettenschaltung - http://www.fahrradmanufaktur.de
Das TX-400 mit Kettenschaltung – http://www.fahrradmanufaktur.de

Die VSF Fahrradmanufaktur ist mir natürlich schon länger bekannt. Ich habe sie allerdings bislang weniger für hochwertige Reiseräder auf dem Schirm gehabt. In Trier bin ich aber über ein VSF Fahrradmanufaktur TX-800 gestolpert, weshalb ich mir das Ganze näher angeschaut habe. Die drei von mir hier ausgewählten VSF Fahrradmanufaktur-Räder sind nicht nur preislich attraktiv, sondern auch optisch nicht von schlechten Eltern. Und das Auge reist ja immer mit.

Mit einem Wort: Unterschätzt!

Das TX-400 und das TX-800 sind Reiseräder mit XT-30-Gang-Kettenschaltung, das TX-1000 hat eine Rohloff Nabe an Bord.

UPDATE: VSF Fahrradmanufaktur  teilte mir gestern (4.10.13) mit, dass es ab heute die neuen TX-Räder in der Edition 2014 gibt. Auf der Website lassen sich die Modelle anschauen. Eine Neuerung gibt es: das TX-400 ist nun auch mit einer Speedhub erhältlich.

Das TX-400 gibt es jetzt auch mit Speedhub - http://www.fahrradmanufaktur.de
Das TX-400 gibt es jetzt auch mit Speedhub – http://www.fahrradmanufaktur.de

Alle TX-Räder sind für die Radtour um die Ecke als auch für die Reise um die Welt tauglich. 400er und 800er unterscheiden sich in der Komponentenauswahl. Diese sind beim 800er etwas hochwertiger, was sich auch preislich bemerkbar macht. Die TX-Räder gefallen mir aufgrund der kompakten Rahmengeometrie. Sie verkörpern ein Reiserad im klassischen Sinne für mich. Mit Gepäckträgern und Taschen sind es echte Reisepanzer, die ordentlich was wegtragen können.

Preislich sind sie ebenfalls sehr interessant: das 400er kommt mit 1.300 Euro daher, das 800er mit 1.600 Euro und das 1000er mit Rohloff schlägt mit 2.700 Euro zu Buche.

Hat einer von Euch eines der oben genannten Räder und kann vielleicht aus der Praxis was sagen?

Und wer noch nicht genug von traumhaften Reiserädern hat, dem empfehle ich:

Meine Top-Reiseräder Teil 1 mit dem ToutTerrain Silkroad, dem Velotraum cross crmo (EX), dem Norwid Spitzbergen, dem Giant Expedition und dem Koga Worldtraveller (2013).

Meine Top-Reiseräder Teil 3 mit dem Herkelmann „Tilmann“, Ridgeback „Expedition“, Soma „Saga“, Salsa „Vaya Travel“, Rotor „Komet“, KTM „life lontano“, Thorn „Nomad MK2“.

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14 Comments

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  1. says: Gerold Heidert

    Hallo Martin,

    nach vielen Wochen des Lesens von Berichten und mit dem einen und anderen Rad eine Proberunde gedreht, habe ich mich dann für das Rennstahl Rad
    entschieden.
    Hier der Link zu meinem Video.
    https://youtu.be/o1APd4XglJA
    Mal schauen wo mich meine Wege diese Jahr hinführen als Anfänger
    Liebe Grüße aus Siegen
    Gerold

  2. says: CC2013

    Hallo Martin,

    wir haben uns auch eben 2 Patria Terras anfertigen lassen. Man kann sich sein Wunschrad im Konfigurator zusammenstellen und dieser zeigt dann auch gleich den Preis an.
    Eigentlich gibt es aber nichts, was Patria nicht möglich macht. Fast jeder Sonderwunsch ist möglich und wird von den 17 Mitarbeitern in der Bielefelder Manufaktur vom ersten bis zur letzten Handgriff selbst gemacht. Dabei hat man zwar keine so große Auswahl an Komponenten wie bei manch einem anderen Händler, aber jede einzelne Komponente ist bewusst wegen ihrer Qualität gewählt und nicht wie bei manch anderen Herstellern wo nur die auffälligen Teile hui sind und der Rest pfui.
    Grüße,
    Sebastian

  3. says: Thomas Hemkemeier

    Hallo, ich besitze seit einigen Wochen das Amerigo von Herkelmann: 1. wunderschönes Rad,2. auch mit 35 kg Gepäck gut fahrbar 3.wingees sind ein Hingucker ,müssen aber gut verschraubt sein, sonst schabt bei voller Beladung der Reifen an den Schrauben.
    Habe meine noch zusätzlich an den Mittelbügel der Hinterbaustreben, Öse mit Gewinde ist vorhanden, geschraubt und jetzt kann ich mich mit 88 kg tatsächlich darauf stellen.
    Herzliche Grüße ! Thomas (Saarbrücken)

    1. says: biketourglobal

      Klingt gut. Vermisst Du bei den Wingees die Auflagefläche, die ein normaler Gepäckträger noch hätte. Ich transportiere dort mein Zelt. Bei den Wingees müsste ich überlegen wo ich das hinpacke…

      1. says: Thomas Hemkemeier

        Hi, war mit meinem Sohn drei Tage auf Tour und habe alles doppelt mitgenommen um mal zu simulieren was ich nächstes Jahr für eine 4 Wochen Tour durch die USA benötige, also Lowrider , Lenkertasche , Hinterradtaschen und oben drauf geschnallt ein Ortlieb Rackpack. Mit zwei Riemen am Wingee befestigt, bombensicher. Sieht genauso aus wie auf deinem Impressum Foto.
        Übrigens , großes Kompliment für die Seite und die Menge an Infos.
        Grüße ! Thomas

        1. says: biketourglobal

          Danke! Und Danke für die Info. Ich sehe Bernd Herkelmann Anfang November und schnack mit ihm auch über die Wingees.
          Gruss,
          Martin

      1. says: Hansebiker

        Gestern wurde mein Patria Terra geliefert. Mit Scheibenbremsen von Shimano, die greifen wie es besser nicht geht und auch nicht quietschen.
        Alle Komponenten XT-Qualität, natürlich SON, auch Brooks und Thudbuster. Das hat natürlich seinen Preis. 3.100 € hab ich hinlegen müssen.
        ABER: wenn ich will, kann ich später auch auf Roloff umrüsten, oder bei Gebrechlichkeit auch auf E-Antrieb. Wer kann das wohl sonst noch???

        1. says: BiketourGlobal

          Hallo,
          schönes Rad hast Du! Gefällt mir. Die Terras sind echt gute Bikes.
          Viel Spaß beim Radeln! Wo geht es als erstes hin?
          Gruß,
          martin

          1. says: Hansebiker

            Hallo Martin,
            als erstes geht´s damit zum 1. Lübecker Treffen des Radreise Forums vom 03. bis zum 05. 10.
            Warum bist Du denn nicht dabei? Liegt doch quasi vor deiner Haustür. Willst du nicht mal auf einen Sprung reinschauen? Wir würden uns sehr freuen.
            Hansebiker und Initiator
            Ingo