Nachhaltig Fair-Reisen – eine Antwort und zwei neue Tipps

Zusammenfassung (tl:dr): Der Outdoorblog hat 5 Tipps für ein nachhaltiges Abenteuer gebloggt. Martin, eigentlich ein Ökomuffel, fand das gut und ist durch diese Tipps ein bisschen besser/bewusster geworden. Und er hat noch zwei weitere Tipps zum nachhaltigen Reisen.

„5 Tipps für dein nachhaltiges Abenteuer“ – unter diesem Motto hat der Outdoorblog.de eine Reihe (fünf halt) Möglichkeiten aufgezählt, wie man einerseits Reisen kann und andererseits auch dabei nicht gleich die Natur zerlegt. Mal grob zusammengefasst.

Ich sehe mich ja als Ökomuffel, obwohl Ökostrombezieher und Radfahrer. Ersteres aus Überzeugung, das andere, weil es Spaß macht und nicht weil es die Umwelt schützt.

Ehrlicherweise habe ich mich aber durch diesen Blogpost der Kollegen mal ein bisschen mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit und Reisen auseinander gesetzt – hätte ich schon früher tun sollen. Herausgekommen ist meine Antwort auf die 5 Tipps, von denen ich nicht allen ganz zustimmen kann. Und ich habe sogar noch zwei weitere Tipps zu ergänzen.

Der erste Tipp: Reise neutral

Ok, erwischt. Ich habe in meiner Reisevergangenheit vermutlich schon ganze Landstriche und Klimazonen sterben lassen. Und da rechne ich jetzt meine ganzen Dienstreisen nicht mit rein. Klar bin ich viel mit dem Rad gefahren, aber auch zunehmend viel geflogen. Meine Reiseziele werden immer „entlegener“ und ich erkaufe mir Reisezeit, indem ich eben fliege.

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Zumindest kann ich mir nicht vorwerfen vor Ort am Reiseziel dann ein Auto genommen zu haben. Aber das macht den Kohl auch nicht fetter. Ich möchte nicht wissen, was mein Rad und die Ausrüstung an Energie und CO2 gekostet haben. Aber dann wäre einem ja jede Freude verdorben.

Nun gibt es ja den modernen Ablasshandel und ich kann über atmosfair oder Greenmiles zumindest mein CO2-Gewissen beruhigen. Und sicherlich geht dann mein Beitrag auch in vernünftige Klimaschutz-Projekte. Hoffentlich.

Gleich mal die Emissionen für den Flug nach Island und zurück ausgerechnet: Oha, 1.100 kg CO2 verdanken meinem Trip ins Naturparadies ihr Leben. Das kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und für nur 26 Euro bin ich ein Reisender ohne schlechtes Gewissen. Aber reicht das?

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Für 26 Euro bin ich wieder neutral…

 

Der zweite Tipp: Reise leicht

Na gut, da kann ich mir nun nicht wirklich vorwerfen, nicht alles sinnvoll Mögliche getan zu haben. Das hat weniger mit Klimaschutz, sondern mehr mit „Kein Bock das alles rum zu schleppen“ zu tun. Und der Überzeugung, dass weniger manchmal auch reicht. (Und nicht immer mehr ist!). Obwohl, ich kann ja als Frequent Traveller bei der Lufthansa 40 kg mitnehmen… Äh, nein, mach ich doch nicht. Natürlich. Siehe erster Tipp. 😉

Ich bin nicht der einzige Radler auf Ugandas Strassen - und manche schleppen wesentlich mehr als ich!
Ich bin nicht der einzige Radler auf Ugandas Strassen – und manche schleppen wesentlich mehr als ich!

 

Der dritte Tipp: Sage NEIN zu Plastik

Dazu sage ich JA. In Ruanda zum Beispiel ist die Einfuhr von Plastiktüten verboten. Mich hat zwar niemand kontrolliert, aber das lag vermutlich an der nächtlichen Uhrzeit meiner Ankunft. Ich versuche meinen Kram in Packbeuteln zu verstauen. Und wenn ich Plastiktüten verwende, was ich nach wie vor reduziert mache, dann reize ich deren Lebensdauer maximal aus. Aber klares Ziel ist es, keine Tüten mehr zu verwenden. Ist jetzt aber auf meiner Prio-Klimarettungsliste nicht oben.

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Plastiktüten Exzess 1993

Der vierte Tipp: Weniger Sauber ist mehr Sauber

Erstmal Gratulation zu dieser Headline. Man hätte auch „Sauber ist nicht ganz Sauber“ schreiben können. Im Kern geht es darum, dass man mit jedem Mal waschen auch die Umwelt schädigt. Weil Wasser außerdem kostbar ist. Hmmm, ich habe mich 1993 auf Tour mal einen Monat nicht gewaschen. Geht also. Zumindest in der freien Natur hatte ich keine Probleme. Und da wo Wasser knapp ist, wird auch weniger Wasser verbraucht durch mich. Das trinke ich lieber dann. Ich bin bei diesem Tipp zwiegespalten – es reicht ja, bewusster an dem jeweiligen Ort mit den Ressourcen umzugehen. Vielleicht sollte es heißen „Bewusst Sauber ist ganz Sauber“. Naja,…

 

Der fünfte Tipp: Bleibe buchstäblich auf dem richtigen Weg

Als alter Wildzelter trifft mich das jetzt schon hart. Ich bin doch jetzt CO2 Neutral, da habe ich mir doch eine Ausnahme verdient! 😉 Nein, aber natürlich sollte man in Nationalparks darauf achten. Oder in Gegenden mit empfindlichen Ökosystemen.

 

Ich hätte noch einen sechsten Tipp: Gib was zurück – the local impact matters!

Gut, der denglische Zusatz macht es nicht besser. Aber ihr wisst was ich meine: ich achte sehr darauf, dass ich in den Ländern, die ich bereise auch sehr viel von meiner „Wertschöpfung“, also im Klartext Kohle, lokal unter die Menschen bringe. Also auf dem Markt, in dem kleinen Hotel im Ort, an der Straßenküche, in Entwicklungsprojekten vor Ort. In Uganda habe ich bewusst in einer solchen Entwicklungshilfeeinrichtung mein Zelt aufgeschlagen, obwohl sie teurer war. Ich esse auch „immer“ vor Ort. Nehme meist nie einen Kocher mit. Das bringt einem übrigens auch viele interessante Begegnungen ein.

tomaten

Ach, und einen siebten Tipp auch: Mach mal offline (auch der Umwelt zu liebe)!

Wir schleppen zunehmend elektronisches Gerät mit uns rum. Kamera, Smartphones, Laptops und und und… Das muss alles geladen werden. Vor Ort. Und da kommt meist der Strom aus Quellen, von denen ich gar nichts wissen möchte. Aber zuhause bin ich ja ein Ökostromer. Muss reichen. Oder? Vielleicht auch mal im Urlaub auf das ein oder andere verzichten und Strom (vor Ort) sparen? Von der Elektromüllfrage ganz zu schweigen, aber das gehört hier nun wirklich nicht her 😉

So, nun habt ihr es bis an das Ende dieses Posts geschafft. Gratulation! Und, habt ihr eine Meinung dazu oder noch weitere Tipps? 

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3 Comments

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  1. says: sushey

    Ich denke, wichtig ist es, sich überhaupt bewusst zu machen, was man eigentlich tut und was für Folgen das haben kann. Das beschränkt sich jetzt nicht nur auf Reisen – der schönste Bio-Apfel bringt nichts, wenn er trotzdem aus Spanien hergeflogen wird…
    Kern des Reisens ist es ja gerade, dass man an einen anderen Ort kommt, und das verbraucht nun mal Energie.
    Ob es jedes Mal das Flugzeug sein muss oder anders geht, sei dahingestellt (ich fand, mit der Fähre nach Island hatte seinen eigenen Reiz, war aber sicherlich auch nicht besonders sauber).
    ABER ich finde, wir sollten alle das tun, was wir können. Dazu zählt sicherlich das Hinkommen, die Materialien, die wir verwenden (Stichwort PFC in der Funktionskleidung) – und gerade auch der “Local Impact” – erwarte ich in Island, dass alles perfekt erschlossen ist (nö) und muss das sein?
    Das Zelt irgendwo aufbauen, finde ich völlig okay, so lange man nichts zerstört und keine Spuren hinterlässt (Müll…).
    Jede Reise ist ja auch ein zweischneidiges Schwert: Ich bewundere die Schönheit, die Andersartigkeit eines Ortes, den ich gleichzeitig belaste. Aber indem ich davon erzähle, kann ich vielleicht das Bewusstsein dafür schärfen, solche Orte zu erhalten.

  2. says: moorea

    Als Radfahrer ist der Punkt sieben doch ganz einfach abzudecken. Wir nehmen einen Zzing mit auf unsere Radreisen und produzieren den Strom für unsere Geräte mit unserem Fahrrad (Nabendynamo). Reicht für Kamera, Navi und Smartphone locker……

    1. says: biketourglobal

      Ja, das ist natürlich richtig. Mein Punkt 7 bezieht sich auf alle Reisenden. Die 5 Punkte richten sich ja nicht nur an Radler. Und: Laptops oder Tablets lassen sich ja noch nicht so richtig über Forumslader oder Zzing laden, aber da passiert ja eine ganze Menge und ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich werde auch bald auf Kraftwerk unterwegs umsteigen. Eventuell mit dem Luxos U oder mit einer anderen Lösung.